1540 Die Jahrtausenddürre
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1) Der Verlauf
- Das Jahr 1540 war in jederlei Hinsicht ein Jahrtausendjahr. Mitten in der kleinen Eiszeit erfasste den gesamten europäischen Kontinent eine gigantische Dürre, wie sie weder zuvor, noch jemals danach erfasst bzw. gemessen worden ist!
- Eine 32öpfige Forschergruppe veröffentlichte im Jahre 2014 das Untersuchungsergebnis, nachdem 312 Chroniken bzw. Quellen gesichtet und ausgewertet worden sind! Zudem wurden mehr als 165 Baumringe ausgewertet!
- Das Unheil nahm im Februar 1540 seinen Lauf und fand sein Ende im Dezember 1540.
- Erstaunlicherweise können die leistungsstarken Rechner der Wetterdienste diese Katastrophe nicht nachvollziehen und scheitern beim Versuch einer Rekonstruktion!
- Die Auswertungen über das Katastrophen-Jahr lassen schlimmes befürchten. Man geht davon aus, dass die rekonstruierten Temperaturen des Jahres 1540 u.a. auch den Rekord-Sommer 2003 sowie die anthropozänen Sommer-Rekorde 2019 (27 Messstationen mit 40 Grad Celsius und mehr sowie mit 42,6 Grad Celsius, jeweils am 25.07.2019) ziemlich blass aussehen lassen.
- Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass Temperaturen, Hitze, Dürre sowohl in Deutschland als auch in Zentral- , Mittel- und Südeuropa sowie sogar auf den britischen Inseln, einmalig gewesen sind!
- Der Verlauf dieser gigantischen Dürre, welche nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa in den Griff hatte, liegt völlig im Dunkeln!
- In Betracht kommen gigantische zonale Hochdruckbrücken, ausgehend vom Azoren-Hoch bis hin zu Mittel- und Osteuropa. Flankiert wurde diese gigantische Omega-Lage durch Tiefdruckgebiete über dem Atlantik sowie Westrussland!
- Zudem kommt ein völliger Zusammenbruch des Jetstreams, wonach extrem warme bzw. heiße Luft aus Afrika für 11 Monate den Weg nach Europa fanden, in Betracht!
2) Ein kleiner Überblick über das legendäre Katastrophenjahr!
- Ein sich selbstverstärkender (Albedo-) Effekt sorgte dafür, dass sich die Temperaturen immer weiter erhöhten und die 40 Grad-Marke wohl bei weitem übertrafen!
- Es gab dreimal soviele Hitzetage (30 Grad Celsius und mehr) sowie 90-95 Sonnentage (Mind. 25 Grad Celsius) mehr als zu Beginn des 21. Jahrhunderts!
- Erster nennenswerter Niederschlag fiel erst wieder im Dezember! In Brandenburg beispielsweise gab es 26 Wochen keinen Niederschlag! Selbst im Dezember konnte man in den noch warmen Flüssen wie am Rhein baden!
- Alle Chroniken berichteten den Eintritt einer Sonnenfinsternis um den 07.04.1540, welche 2 Stunden nach dem Sonnenaufgang ihren Anfang nahm, sowie mehreren Kometen! Ein Komet soll einen großen Schatten auf den Mond geworfen haben! In einer Chronik aus Bad Wörishofen wird davon berichtet, dass "Feuer vom Himmel fiel", womit ein Meteor gemeint sein kann.
- Südeuropäische Chroniken berichteten über Bittprozessionen in den letzten Monaten des Jahres 1539 und beklagten die extreme Dürre & Hitze! In Italien wurden im Winter , Temperaturen wie im Sommer beklagt!
- Im gesamten Jahr fiel nur knapp 1/3 der normalen Niederschlagsmenge!
- Aufgrund des Hitzestresses kam es in der Phänologie zu dramatischen Ereignissen: Mitten im Sommer warfen Bäume ihre komplett verdorrten Blätter ab, das Getreide gedieh mit wenigen Ausnahmen nicht!
- Die Böden waren knochentrocken und man konnte stellenweise den Fuß in die zerborsteten Böden hineinstecken!
- Reife Kirschen konnten bereits Ende Mai gepflückt werden. Die Kirschbäume blühten im Herbst ein zweites Mal!
- Weintrauben verkamen zu Rosinen und gingen mit dem Tau wieder auf; das Gras hatte die Farbe braun ...!
- Zahlreiche Waldbrände verwüsteten Teile Europas und verdunkelten durch den sogen. Höhenrauch den Himmel!
- Bereits ab April begannen, Brunnen, Bächen, Seen und Quellwasser zu versiegen! Die Menschen mussten teilweise kilometerlange Märsche zu den schwerbewachten Ausgabestellen in Kauf nehmen. Zudem war das Wasser streng reglementiert!
- Flüsse wie z.B.: Rhein, Main, Elbe verkamen zu einem Rinnsal!
- Die Stadt Lindau am Bodensee war erstmals mit dem Festland verbunden und konnte zu Fuß durchgegangen werden!
- Der Rhein wurde zwischenzeitlich nur noch mit dem Schmelzwasser der Alpen gespeist!
- Die Böden sowie die Bäume verdorrten komplett! Die Preise für Getreide, Brot, Milch, Eier, das wertvolle Wasser sowie Holz explodierten während dessen die Preise für den Wein im Keller waren!
- Die gigantische Dürre setzte die Infrastruktur "Schachmatt". Sowohl die Transportwege von lebenswichtigen Nahrungsmitteln als auch der Import und Export von Waren etc. über den Fluss- und Seeweg fielen ins "Wasser"!
- Die Mühlen konnten wegen des Wassermangels nicht mehr betrieben werden!
- In Mitleidenschaft gezogen wurden sowohl die Tiere als auch die Landwirtschaft. Nutztiere verdursteten und das Getreide verdorrte auf den Feldern! Aufgrund des Sauerstoffmangels mit Algenbildung setzte ein massenhaftes Fischsterben ein!
- Schätzungsweise 1 Millionen Todesopfer wurden in Europa beklagt! Die Todesursachen waren wohl zumeist Hitzschläge, Verdurstungen, Herz-/Kreislauferkrankungen oder Durchfallerkrankungen (Ruhr);
- Die Verfolgungen von Hexen bzw. den weisen Frauen nahmen einen erneuten Anlauf! Den gigantischen Wetterkapriolen waren nach damaligen Verständnis nicht das Klima, sondern Menschen verantwortlich! So kam es erneut zu einer Welle von Verfolgungen von unschuldigen Menschen, namentlich den Hexen bzw. den weisen Frauen!
Dieses Werk stammt von Pascal Reusch. Veränderungen wurden nicht vorgenommen!
- Ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Rebstöcke, so dass die Trauben bereits zu Rosinen verkamen. Der Tau in den höhergelegenen Anbaugebieten sorgte dafür, dass ein Jahrtausend-Wein mit extrem hohen Zucker- sowie Alkoholgehalt heranwuchs! Anfang August wurde mit der 1. Weinlese und im Herbst mit der 2. Weinlese begonnen! Dies war gleichzeitig die Geburt der Spätlese!
- Der Wein geht auch als "Mordbrenner" in die Geschichte ein!
- Für diesen Wein wurde eigens verzierte Fässer gefertigt!
- Noch einige Jahrhunderte später soll der Wein noch genießbar gewesen sein!
- Während des 30jährigen Krieges nahmen schwedische Soldaten 1631 Würzburg ein und fahndeten nach dem Wein. Jedoch wurde dieser je nach Lesart der Legende entweder eingemauert oder "verbuddelt"!
- Eigens für diesen Jahrtausendwein wurde nach seiner Wiederentdeckung im Jahre 1670 das "Schwedenfass" gefertigt, um diesen haltbarer zu machen und als das Gedenken/Mahnmal an die Schrecken des 30jährigen Krieges zu erinnern!
- Die letzte Flasche dieses Jahrtausendweins lagert hinter Panzerglas im Bürgerspital Würzburg!
3) Weitere Mega-Dürren der Vergangenheit in Deutschland
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- 994
- 1137
- 1177
- 1268
- 1304
- 1355
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- 1393
- 1430
- 1448
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- 1534
- 1536
- 1545
- 1567
- 1590
- 1606
- 1616
- 1666
- 1669
- 1678
- 1706
- 1718
- 1719
- 1728
- 1746
- 1766
4) Weitere Super-Sommer der Vergangenheit
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- 1030
- 1033
- 1039
- 1083
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- 1130
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